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Berner Bauernverband schlägt neue Agrarpolitik vor
12.04.2017 – (lid.ch) – Der Berner Bauernverband will die Agrarpolitik umkrempeln. Künftig soll die Abhängigkeit von Direktzahlungen für die Bäuerinnen und Bauern kleiner werden. Die Betriebe sollen dadurch nachhaltiger werden - auf ökonomischer, ökologischer und sozialer Ebene.
Ziel des neuen Systems seien nachhaltigere Betriebe und ein höherer Anteil der Landwirtschaft an der Wertschöpfungskette, sagte Geschäftsführer Andreas Wyss an einer Medienorientierung vor der Mitgliederversammlung.
Konkret sollen die Betriebe künftig weniger abhängig von Bundesgeldern sein. Dazu wird laut Wyss ein fairer Handel benötigt. Dabei gehe es nicht um höhere Konsumentenpreise, sondern um eine bessere Partizipation an der Wertschöpfungskette. „Da ist Luft vorhanden“, zeigte sich Wyss überzeugt.
Anstelle der bisherigen Bundesgelder sollen ein Nachhaltigkeitsbeitrag sowie Beiträge für Allgemeingüter bezahlt werden. Damit gäbe es eine Differenzierung zwischen marktfähigen Gütern und Allgemeingütern.
Als Basis sollen die Betriebe einen Nachweis über die Nachhaltigkeit (Ökologie, Soziales, Ökonomie) erbringen, um für einen Grundbeitrag berechtigt zu sein. Dieser Grundbeitrag soll unabhängig von der Grösse, der Lage oder dem Einkommen des Betriebes sein. Eine Verknüpfung gäbe es mit dem Einkommen, das aus der landwirtschaftlichen Tätigkeit erwirtschaftet wird. Erwirtschaftet ein Betrieb zum Beispiel 50 Prozent daraus, erhielte er 50 Prozent des Grundbeitrags.
Die Gelder für die Allgemeingüter würden nach dem Vorschlag des BEBV regional unterschiedlich und nachfrageorientiert ausbezahlt. Abgegolten werden sollen unter anderem ökologische Elemente und soziale Leistungen. In diesem Bereich könnten die Gelder eingesetzt werden, die nicht mehr für Marktbeiträge gebraucht würden, so Andreas Wyss.
Etwas neues könne man nicht über Nacht einführen, so Wyss. Es brauche eine schrittweise Implementierung. Präsident Hans Jörg Rüegsegger betonte, dass es sich bei dem Vorschlag nicht um einen Schnellschuss handelt. Der Entwurf sei vielmehr über eine lange Zeit ausgearbeitet worden.
Die Gründe, weshalb es eine neue Agrarpolitik braucht, sieht der Verband folgendermassen:
- Ungenügende wirtschaftliche Situation auf den Betrieben
- Umweltziele wurden je nach Sichtweise nicht erreicht
- Angespannte soziale Situation auf den Betrieben
- Zunehmende Abhängigkeit von Direktzahlungen
Den Bäuerinnen und Bauern wurde der Vorschlag an der heutigen Mitgliederversammlung durch Präsident Hans Jörg Rüegsegger und Geschäftsführer Andreas Wyss vorgestellt. Er stiess auf wenige, jedoch positive Rückmeldungen. Jungbauer Daniel Hasler betonte, dass man Unternehmertum wolle und der Vorschlag dieses gut aufnehme.
Heinz Kämpfer neuer Vizepräsident
An der Versammlung standen zudem Wahlen an. Für den wegen der Amtszeitbeschränkung zurückgetretenen Erich von Siebenthal wurde Bernhard Fuchs neu in den Vorstand gewählt. Die anderen Vorstandsmitglieder wurden in globo wiedergewählt. Ebenso wurden Vizepräsidentin Christine Gerber als Vertreterin der Landfrauen und Präsident Hans Jörg Rüegsegger bestätigt.
Zum zweiten Vizepräsidenten wurde Heinz Kämpfer (Emmental) gewählt, der sich gegen Bernhard Fuchs durchsetzte. Der Verein Landwirtschaft Emmental hatte zuvor gefordert, dass der zweite Vizepräsidiumssitz alternierend an die Regionen und damit nicht wieder ins Oberland geht.
