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Hornkuh-Initiative: Komitee eröffnet Abstimmungskampf
02.10.2018 – (lid.ch) – 190 Franken pro Kuh, 38 Franken pro Ziege: Die Hornkuh-Initiative will Bauern finanziell unterstützen, wenn diese ihre Tiere nicht enthornen. Die Beiträge sollen an das RAUS-Programm geknüpft werden.
"Ich wollte Kühen eine Stimme geben": Mit diesen Worten eröffnete Landwirt Armin Capaul, Vater der Hornkuh-Inititive, heute den Abstimmungskampf. Das Begehren, das am 23. November an die Urne kommt, will, dass der Bund Bauern finanziell unterstützt, wenn sie ihre Kühe und Ziegen nicht enthornen.
Der Initiativtext enthält zwar keine Angaben über die Höhe der Unterstützung. Ihre Vorstellungen haben die Initianten heute vor den Medien präsentiert. Demnach soll der Bund Bauern pro Kuh 190 Franken und für jede Ziege 38 Franken pro Jahr bezahlen. So viel Geld erhalten die Bauern bereits heute, wenn sie beim RAUS-Programm des Bundes mitmachen ("Regelmässiger Auslauf im Freien"). Die Initianten fordern, dass nur Bauern Horn-Beiträge erhalten sollen, die auch am RAUS-Programm mitmachen. Insgesamt rechnen die Initianten mit Kosten in der Höhe von jährlich 15 Mio. Franken. Dem Bund entstünden keine Mehrausgaben, betonen die Initianten. Stattdessen sollen Gelder innerhalb des Landwirtschaftsbudgets umgelagert werden.
Volksinitiative als letztes Mittel
Er habe nie eine Volksinitiative angestrebt, sagte Armin Capaul. Er habe immer gehofft, dass das Bundesamt für Landwirtschaft einlenken würde. Capaul hat es in den vergangenen 8 Jahren mit Petitionen versucht, mit Briefen an Bundesrat Schneider-Ammann, er hat Parlamentarier für sein Vorhaben eingespannt. Alles vergebens. Zuletzt sei ihm nur noch die Lancierung einer Volksinitiative geblieben, betonte Capaul. Nach der Einreichung habe er auf einen Gegenvorschlag des Parlaments gehofft – umsonst. "Nun sind wir hier", sagte Capaul, der heute wie immer eine Mütze, sein Markenzeichen, trug.
Anet Spengler, Mitglied des Initiativkomitees und Agronomin am FiBL, betonte, dass immer mehr Rinder enthornt würden. Der Anteil betrage fast 90 Prozent (bei Milchkühen rund 75 Prozent, bei Mutterkühen fast alle). Schreite diese Entwicklung fort, gebe es bald keine Hornkühe mehr, warnte Spengler. Hörner seien ein lebendiges, stark durchblutetes Organ. "Die Natur hat etwas so Komplexes wie Hörner nicht einfach aus einer Laune heraus gebildet", sagte Spengler. Hörner seien für die Tiere wichtig, sie dienten als Kommunikationsinstrument, der Körperpflege und der Wärmeregulation. Die Initiative verbiete nicht das Enthornen, betonte Spengler. Man wolle mit ihr den Tieren die Würde zurückgeben und Bauern finanziell unterstützen, denn der Umgang mit behornten Tieren verursache Mehraufwand und Mehrkosten.
Schmerzhafter Eingriff
Tamara Fretz, Mitglied des Initiativkomitees, wies darauf hin, dass die Enthornung ein schmerzhafter Vorgang sei. Kälber und Zicklein würden im Alter von etwa 2 Wochen enthornt, indem man ihnen die Hornknospen mit einem 700 Grad heissen Brennstab ausbrenne. "Auch 24 Stunden nach der Enthornung zeigen die Tiere noch Schmerzreaktionen, obwohl sie in der Schweiz immer vor dem Eingriff betäubt und mit Schmerzmitteln behandelt werden", sagte Fretz.
Armin Capaul rechnet mit 80 Prozent Ja-Stimmen sowie der Zustimmung sämtlicher Stände. "Wer kann schon etwas gegen unsere Initiative haben", sagte der Bergbauer aus Perrefitte BE. Man nehme ja niemandem Arbeitsplätze weg oder dergleichen.
Ein Gegenkomitee hat sich bis jetzt noch nicht gebildet. Die SVP, die FDP sowie die BDP haben sich gegen die Initiative ausgesprochen, noch ausstehend sind die Parolen von EDU, CVP, Grüne und Grünliberale. Der Schweizer Bauernverband hat Stimmfreigabe beschlossen. Die Liste der befürworteten Organisationen ist lang: SP Schweiz, Bio Suisse, Demeter, Kagfreiland, Kleinbauern-Vereinigung, Pro Natura, Pro Specie Rara, Schweizer Tierschutz sowie der Zürcher Tierschutz.
