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Milchbranche rauft sich zusammen
03.05.2011 – (lid) – Die Mitglieder der Branchenorganisation Milch (BOM) zeigten sich an ihrer Delegiertenversammlung vom 3. Mai entschlossen, den Milchmarkt selber ins Lot zu bringen. Verabschiedet wurde ein Massnahmepaket zu dessen Stabilisierung.
BOM-Präsident Markus Zemp sprach „von einer letzten Chance zur Selbstregulierung“, die der Ständerat der Milchbranche gegeben habe, als er die Motion Aebi im März auf die lange Bank schob. Diese sollte selber nach Lösungen suchen für wachsende Butterberge, Mengenausdehnung und sinkende Produzentenpreise. „Damit hat der Ständerat den Druck auf die Branche massiv erhöht“, erklärte Zemp. An der Delegiertenversammlung vom 3. Mai stand somit viel auf dem Spiel. Zemp forderte denn auch Bauern, Händler und Verarbeiter auf, auf Maximalforderungen zu verzichten und sich auf Kompromisse einzulassen. Zemp drang mit seinen Appellen durch: Die Delegierten verabschiedeten einmütig das vom BOM-Vorstand erarbeitete Massnahmepaket, das den Milchmarkt künftig stabilisieren soll. Dazu gehört etwa die Schaffung eines Fonds zur Marktentlastung. Mit dessen Mitteln soll der Export von Butter und anderen fetthaltigen Milchprodukten finanziert werden, indem die Differenz zwischen dem inländischen Preis und dem Weltmarktpreis abgegolten wird. Um diesen zu speisen, müssen Landwirte künftig einen Rappen pro Kilo Milch entrichten. Stärker zur Kasse gebeten werden diejenigen Bauern, die ihre Milchmenge gegenüber 2008/09 ausgedehnt haben. Auf diesen Mehrmengen wird zusätzlich eine Abgabe von vier Rappen pro Kilo erhoben. Weiter haben die Delegierten beschlossen, beim Bundesrat die Allgemeinverbindlichkeit für zwei Jahre zu beantragen, womit auch Akteure, die nicht der BOM angehören, ihren Beitrag zur Finanzierung leisten müssten.
Gleiches wird für den im letzten November geschaffenen Interventionsfonds gefordert. Mit dessen Geldern wird Milch verbilligt, welche von der Nahrungsmittelindustrie in verarbeiteter Form exportiert wird. Damit konnte bislang Veredelungsverkehr abgewendet und Marktanteile verteidigt werden. Weil alle Akteure der Milchbranche von der damit einhergehenden preisstabilisierenden Wirkung profitierten, sollen künftig auch Nicht-BOM-Mitglieder entsprechende Abgaben entrichten, fordern die Delegierten. Allgemeinverbindlichkeit wird auch für den einstimmig genehmigten Standardvertrag beantragt, der eine grössere Transparenz beim Milchkauf und eine höhere Vertragssicherheit für die Prosuzenten bringen soll.
Zemp zeigte sich ob der gefassten Beschlüsse erleichtert. Die Branche habe damit Kompromissbereitschaft bewiesen. Der BOM-Präsident rechnet nun mit einer Entspannung der Situation auf dem Milchmarkt.
